Diskussion Auspflanzung im NSG

Zur Erhaltung der Habitate seltener Pflanzen in Kalkmagerrasen schlagen FISCHER & STÖCKLIN (1997) das Ersetzen von seneszenten Individuen durch juvenile Exemplare vor. Das wurde im vorliegenden Fall durch das Auspflanzen der 355 Exemplare im Naturschutzgebiet Arzl verwirklicht. Ein Anteil von 54% überlebender Individuen nach einem Jahr ist ein vergleichsweise hoher Wert. Von 1000 Achänen, die GANAHL (unveröff.) im Mai 1995 im Naturschutzgebiet säte, kamen 27 bis zum Herbst zur Keimung, nur drei davon konnten im April 1996 noch gefunden werden. Vom Auspflanzungsversuch im Jahr 1995 (GANAHL unveröff.) waren 1996 noch 42% der Individuen vorhanden und vital, 1997 nur mehr 28%. Zu Beginn der vorliegenden Arbeit wurde kein einziges Individuum mehr aufgefunden. ESSL (unveröff.) versuchte in Oberösterreich die Wiederbesiedlung einer Böschung durch Pulsatilla vulgaris. In anderen Studien (HELENURM 1998) variierte der Auspflanzungserfolg zwischen dem Tod aller Pflanzen, bevor sie zur Blüte kamen bzw. bevor reife Früchte ausgestreut werden konnten und einer Etablierung der Hälfte der Individuen. Ein Hauptproblem der Auspflanzung mit Pulsatilla oenipontana scheint darin zu liegen, dass zu junge bzw. zu kleine Individuen verwendet wurden.

Als Zeichen dafür ist die Tatsache zu werten, dass nach einem Jahr zwar ein Großteil der Pflanzen vital gefunden wurden, diese aber an Größe nicht zugenommen hatten. Diese Jungpflanzen waren offenbar zu klein, um sich im dichten oder hohen Bestand etablieren zu können, ein Problem das auch LENNARTSON & OOSTERMEIJER (2000) für die Etablierung von Jungpflanzen von Gentianella campestris beschreiben. Eine Ausnahme bilden die Pulsatilla - Pflanzen, die in "Bestandeslücken" gepflanzt wurden. Diese blühten zum Teil im darauffolgenden Jahr. Bestandeslücken weisen allerdings auch das höchste Risiko auf: in der ersten Zeit nach der Verpflanzung drohten die Pflanzen zu vertrocknen oder wurden ausgegraben. Ein Effekt der Zählungen war es, dass auf der Suche nach den überlebenden Individuen in unmittelbarerer Umgebung Biomasse ausgerupft wurde, was sich wiederum positiv auf die Versuchspflanzen ausgewirkt haben dürfte. Solche Effekte wurden auch von LENNARTSON & OOSTERMEIJER (2000) beschrieben. Als unverzichtbares Hilfsmittel für die Zählung erwies sich der strenge Raster, nach dem gepflanzt wurde. Die Jungpflanzen wären im dichten Rasen ohne diesen Raster schwer bis gar nicht zu finden gewesen. Zum Teil musste jeweils 30 cm vom Nachbarindividuum nachgemessen werden, um im eingeschränkten Gebiet von einigen cm² die Pflanze suchen zu können, die dann oft wider Erwarten vorhanden war, zwar klein aber vital.

Die Individuen, die im Jahr 1998 nach dem ersten, fehlgeschlagenen Dichteexperiment im Oktober desselben Jahres in das Naturschutzgebiet verpflanzt wurden, überlebten zu 100% den darauffolgenden Winter, etwa die Hälfte dieser Exemplare blühte sogar. Der Grund für diese außerordentlich gute Etablierung liegt wohl darin, dass mit der Pflanze ein großer Teil der Wurzelmasse (die Töpfe waren vollkommen durchwurzelt) mitverpflanzt wurde. Der Nachteil dieser Methode ist der hohe Aufwand: Ein gefüllter Topf wog an die 5 kg, die Pflanzstelle musste 30 cm tief ausgestochen werden, was in dem stark verdichteten Boden oft gar nicht möglich ist. Der Aushub sowie die bei der Entnahme der Pflanzen verlorengehende Erde muss wieder abtransportiert werden. Momentan werden Einzeltöpfe von 10 x 10 cm zur Anzucht verwendet. Diese vereinen die Vorteile der vorangegangenen Versuche. Der Aufwand hält sich in Grenzen und die Wurzeln haben genug Raum. Ein Indiz für die Effektivität dieser Anzucht- und Auspflanzungsmethode ist das Blühen eines Teils der Pflanzen im darauffolgenden Frühjahr. Als ideal für eine erfolgreiche Auspflanzung stellte sich die Herbstpflanzung heraus. Die Vorteile dabei sind die geringe Gefahr des Austrocknens beim Anwachsen und der Startvorteil in der nächsten Vegetationsperiode. Die Gefahr, dass die Individuen im Herbst nicht mehr anwachsen können, scheint es bei dieser Art nicht zu geben.

Die bisher beschriebenen Auspflanzungsversuche müssen als vorübergehende, kurzfristige Intervention verstanden werden, um ein unmittelbares Aussterben von Pulsatilla oenipontana verhindern zu helfen. Längerfristig müssen parallel dazu Maßnahmen gesetzt werden, die ein nachhaltiges Weiterbestehen der Art und der Magerrasen ermöglichen.

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