Gefährdung der Art

Bei Pulsatilla oenipontana handelt es sich um eine Pflanze, die sich sowohl sexuell (momentan allerdings nur künstlich, d.h. über Anzucht und Keimung im Topf) als auch klonal fortpflanzt (AICHELE & SCHWEGLER 1957). Dadurch wird sie vermutlich von erwähnten negativen genetischen Effekten weniger stark beeinflusst werden (FISCHER et al. 2000) als kurzlebige (z.B. Annuelle) und rein sexuell reproduzierende Pflanzen (OOSTERMEIJER et al. 1994, LUIJTEN et al. 2000). Weiters ist die Dauer der Isolation der Habitate für den Grad der genetischen Verarmung ausschlaggebend (OOSTERMEIJER et al. 1994, LUTZ et al. 2000). Arzl, Rum und Thaur sind wohl zu weit voneinander entfernt, um einen Genfluss zu gewährleisten, die einzelnen Populationen von Pulsatilla oenipontana auf diesen Standorten sind aber erst seit wenigen Jahrzehnten isoliert. Pulsatilla oenipontana ist entomogam (insektenbestäubt). Die Hauptblütenbesucher sind aufgrund des frühen Blühzeitpunkt Andrena flavipes (Sandbiene) und Osima bicolor (Mauerbiene), beide aus der Gruppe der 24 apoiden Hymenopterenarten, die insgesamt als Blütenbesucher erfasst wurden (KNOLL 2000). Diese solitär lebenden Arten werden von großen Populationen eher angezogen werden als von kleinen isolierten Populationen (JENNERTSEN 1988, AGREN 1996). Bei einer Gesamtblühdauer von 40 Tagen und einer Blütezeit der Einzelblüte von durchschnittlich 9 Tagen (KNOLL 2000) sind die Pulsatilla oenipontana - Populationen auf eine effektive Bestäubung angewiesen. Selbstbestäubung wird durch Proterogynie vermindert (AICHELE & SCHWEGLER 1957). Einen geringen Fruchtansatz (20-40 Samen) zeigen aber auch Individuen, bei denen Fremdbestäubung verhindert wurde (KNOLL 2000). Die genetische Verarmung dürfte also bei isolierten Individuen rasch fortschreiten (STÖCKLIN et al. 1999). Der "genetischen Erosion" (OUBURG & Van TEUREN 1995,BUZA et al. 2000) kann durch Pollentransfer (AGREN 1996, ELLSTRAND 1992) entgegengewirkt werden. LUIJTEN et al. (2000) empfehlen ein kreuzweises Bestäuben zwischen Individuen von verschiedenen isolierten Populationen. Je weiter Populationen voneinander entfernt sind, desto größer sind die genetischen Unterschiede zwischen den Individuen dieser Populationen und desto geringer ist der Fortpflanzungserfolg ("outbreeding depression"). Dies wurde beispielsweise bei Gentianella germanica (FISCHER & MATTHIES 1997) festgestellt. Zu bedenken ist außerdem, dass die Pollen von Pulsatilla oenipontana in den ersten 6,5 bis 8 Stunden nach der Öffnung des Staubblattes die höchsten "Keimraten" aufweisen (KNOLL 2000). Eine Übertragung der Pollenkörner sollte in diesem Zeitraum stattfinden. Eine genaue Auskunft über die genetische Verarmung und die genetische Trift zwischen den Populationen könnten genetische Untersuchungen, wie sie SCHMIDT & JENSEN (2000) bei Pedicularis palustris durchführten, an den restlichen Populationen von Pulsatilla oenipontana geben. Genetische Untersuchungen wären außerdem erforderlich, um die systematische Stellung der Sippe abzuklären. Als dramatisch zeigte sich in der vorliegenden Arbeit vor allem der Rückgang der vegetativen Fitness der Pulsatilla oenipontana Populationen. Vegetative Fitness wird durch die Wachstumsbedingungen am jeweiligen Standort bestimmt (LAMONT et al. 1993). Die Magerrasen, in denen Pulsatilla oenipontana vorkommt, zeichnen sich durch ein komplexes Zusammenspiel zwischen Stresstoleranz und Nährstoffarmut aus (GIGON & LEUTERT 1996). GANAHL (unveröff.) konnte zeigen, dass sich bei Pulsatilla oenipontana die Biomasse durch die Düngung mit Mist signifikant erhöhte. Die Pflanze reagierte also auf ein erhöhtes Nährstoffangebot durch erhöhtes Wachstum. Auf den Flächen im Freiland wurde aber beobachtet, dass ein Teil der Population in Fläche Rum / Mitte in unmittelbarer Nähe intensiv genutzter Mähwiesen durch Düngung mit Mist und Jauche zugrunde ging. Dies geschah in einem Zeitraum von zwei Jahren nach dem Ende der Untersuchungen von GANAHL (unveröff.).

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