Bewirtschaftungsformen der Halbtrockenrasen

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Bei den Weiden unterscheidet man Stand- und Umtriebsweide. Erstere folgte der ursprünglichen Allmende, die einer Feldgemeinschaft, d.h. einem gemeinsamen Besitz der Dorfgemeinschaft, entsprach, auf der die Tiere frei beweglich waren. Diese fraßen selektiv die besten Futterkräuter, eine Verunkrautung und Verbissschäden im umliegenden Kulturland waren die Folge. Durch die Einführung der eingezäunten Weideflächen konnten diese Nachteile gebannt werden. In diesen Standweiden verbleiben die Tiere während der ganzen Vegetationsperiode. Da im Frühjahr, wenn Gräser und Kräuter stark hochwachsen, eine Auswahlmöglichkeit für wohlschmeckende Arten wegen des Überangebots besteht, sind nicht weidegerechte Fremdarten immer noch vorhanden. Auch Geilstellen, die durch Überdüngung auf Kotflächen entstehen, markieren eine ungleiche Entwicklung des Bestandes (KREEB 1983). Erst die Einführung der Umtriebsweide, wo die einzelnen Parzellen nur kurze Zeit begangen werden, hebt die vorgenannten Nachteile auf. Sie ist arbeitsintensiver, vor allem wenn die nachwachsenden Schonbereiche noch von Zeit zu Zeit gemäht werden. In diesem Fall spricht man von einer Mähumtriebsweide (ELLENBERG 1996). Die freie Hut- oder Triftweide (z.B. heute noch in Gebirgsweiden auf hochgelegenen Almen gegeben) bedeutet eine Unterbeweidung einer naturnahen Gras-Kraut-Vegetation. Dabei entwickeln sich Disteln und niedrige Sträucher, also Arten, die vom Vieh nicht gefressen werden. Bei der Standweide ist im Frühjahr eine Unterbeweidung gegeben, wie oben ausgeführt, später im Jahr hingegen eine Überbeweidung: die nutzbaren Pflanzen werden zu stark dezimiert. Unter- und Überbeweidung während eines Jahres heben sich natürlich nicht auf. Die gleichmäßigste Nutzung, ohne Über- oder Unterbeweidung, bietet eine richtig geführte Umtriebsweide, wobei die Rotation standort- und nutzungsgemäß durchgeführt werden muss (WILMANNS 1998). In vielen Landschaften gehörte die Wanderschäferei, im Alpenraum insbesondere die Ziegenbeweidung, zum alltäglichen Erscheinungsbild. Vor etwa 150-180 Jahren wurde in großen Teilen Süddeutschlands die Stallfütterung der Rinder eingeführt. Seit 70 -100 Jahren verlor auch die Schafhaltung zunehmend an Bedeutung (ELLENBERG 1996). Als Folge dieser Entwicklungen wurden die meisten Halbtrockenrasenflächen aufgegeben und anderen Nutzungsformen wie z.B. der Aufforstung und Heugewinnung zugeführt (PFADENHAUER 1993). Seit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft gehören die nicht mehr in der einstmals üblichen Weise bewirtschafteten Flächen zur sogenannten „Sozialbrache“. Solange die Halbtrockenrasen durch die spezifischen Nutzungsformen bewirtschaftet wurden, waren die dort existierenden Pflanzengesellschaften verhältnismäßig stabil. Die Volltrockenrasen wurden früher nur einmal im Jahr, die Halbtrockenrasen zweimal gemäht. Dadurch wurden relativ hochwüchsige Arten gefördert, die allerdings genügend regenerationsfähig sein mussten. Die Art, die hier eine hohe Dominanz erreicht, ist Bromus erectus (ELLENBERG 1996). In früheren Zeiten wurden allerdings fast alle Rasen auf genügend tiefgründigen Böden von Zeit zu Zeit beackert.

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